Mood-Erfahrung
ERFAHRUNGSBERICHTE
Berichte von bisherigen Gewinnern

































Malaysia 2014 – Laura und Alica


Um ehrlich zu sein, ist es wirklich schwer einen Anfang und ein Ende unserer Reise zu definieren. Vermutlich machte das Interesse am Land und der Ehrgeiz das Stipendium zu gewinnen den Anfang. Doch ein Ende für die, mit dieser Reise gewonnenen Erinnerung, gibt es nicht. Mit Abstand hatten wir die tollste Gastfamilie und damit die schönsten vier Wochen in Malaysia, die man überhaupt haben kann.

Welyne, die malaiische Gastmutter (44), hat uns auf eine spannende Reise in den Regenwald mitgenommen und uns asiatisches Kochen beigebracht. Außerdem hat sie uns wichtige Lebensweisheiten mit auf den Weg gegeben. Melina (5) und Elsa (8), unsere Gastschwestern, haben fast jeden Abend mit uns gemalt und Frisör gespielt, wir hatten also nie Langeweile. Und Gilles, der französische Gastvater (39), hat uns auf Familienausflügen den Royal Belum Nationalpark und den Strand von Cherating, Pahang, gezeigt.

Ein großes Dankeschön für eure Mühe und Unterstützung und dafür, dass wir für vier Wochen ein Teil eurer Familie sein durften!


Sarawak – Die Reise in den Dschungel
Laura:

Der 4-tägige Ausflug in den Dschungel war eines unserer Reisehighlights. Gleich nach dem zweiten Tag unserer Ankunft in Kuala Lumpur (KL), sind wir auf die andere malaiische Halbinsel Sarawak geflogen. In Kuching haben wir erst einmal unsere Gastmutter und ihre beiden Töchter kennengelernt.

Nachdem wir am nächsten Tag von einem Expressboot im Regenwald abgesetzt worden sind, haben uns die Einheimischen mit den aus Holz gebauten und motorisierten "Longboats" abgeholt und zu ihrem zu Hause, dem sogenannten "Longhouse" gebracht.

Erst während der Fahrt auf dem schmalen Fluss, umgeben von riesigen Bäumen, die eine Kuppel über uns bildeten, realisierte ich was für ein Glück wir hatten, gerade diesen Moment erleben zu dürfen und eine völlig andere Kultur zu entdecken. Das Gefühl von Freiheit und Glücklichsein, war überwältigend. Ich fühlte mich wie das furchtlose, neugierige Dschungel-Kind, das ich schon früher heimlich geträumt habe zu sein.

Ich nahm den extrem lauten Vogelgesang erst später war, als die Motoren der Boote abgestellt waren und wir die lange, steinige Treppe zum Longhouse hoch liefen. Dabei kam ich schon völlig aus der Puste. Die hohe Luftfeuchtigkeit schien hier noch extremer zu sein als in der Großstadt. Ich hatte das Gefühl die dicken Adern auf meiner Handoberfläche waren mittlerweile bis auf ihre maximale Größe angeschwollen.

Das primitive Leben in einem Longhouse zeigt uns einen komplett anderen Alltag, als wir ihn kennen. Alica und ich haben uns sofort an die Lebensweisen der Einheimischen des Stammes der Iban angepasst, damit wir viel von ihnen lernen konnten. Zum Beispiel haben wurde uns beigebracht wie man Hühner rupft oder richtig mit der Hand seinen Reis isst. Wir haben herausgefunden, dass eine Wäschewanne aus Plastik und ein Wasserschlauch genauso gut als Dusche funktionieren wie die moderne zu Hause. Die Longhouse-Bewohner haben uns gezeigt wie sie Teppiche und Schals anfertigen, damit die gewebten Produkte in der Stadt verkauft werden können.

Am Tag vor der Abreise sind wir im Fluss schwimmen gegangen und haben mit Elsa und Melina herumgealbert. Auch an diesem Abend schrieben Alica und ich vorm Schlafengehen lange Tagebuch, um jeden neuen Eindruck und jedes Gefühl zu verewigen. Am Morgen saßen wir mit den Bewohnern auf dem mit Bambus-Matten ausgelegten Boden im Eingangsbereich des Longhouses und aßen Nudeln, Eier und Toast mit Erdnussbutter zum Frühstück. Nichtmal einen ganzen Tag hatte ich gebraucht um mich einzuleben. Ich hatte mich auch daran gewöhnt auf einer dünnen Matratze auf den mit Fliesen ausgelegten Boden des Wohnzimmers zu Schlafen und von Gekolauten oder undefinierbaren Insektengeräuschen geweckt zu werden. Aber nach drei Tagen war es schon wieder Zeit sich zu verabschieden.

Niemals würde ich einen Moment dieses Ausflugs gegen einen anderen tauschen wollen.


Einblick in das Leben der Orang Asli
Alica:

Kaum sind wir aus Sarawak wiedergekommen, steht uns ein weiteres einmaliges Erlebnis bevor: Ein Besuch bei den Orang Aslis, den Ureinwohnern Malaysias. Mit einer Bekannten unserer Gastmutter, die selbst den Orang Asli angehört, besuchen wir ihre Familie im Bundesstaat Pahang. Eine Erfahrung, die wir als herkömmliche Touristen ganz sicher so nie erlebt hätten. Als wir das Dorf nach Einbruch der Dunkelheit erreichen werden wir sofort herzlich von den Familien begrüßt. Wobei man eigentlich von einer großen Familie sprechen kann, denn das ganze Dorf ist miteinander verwandt.

Zwar konnten wir zuvor das Leben im Longhouse erleben, das der Orang Aslis unterscheidet sich jedoch gänzlich von diesem. So auch die auf Stelzen stehenden Hütten, unter denen die Hühner hin und her rennen. Stolz berichtet uns der älteste, er habe die, in der wir die nächste Nacht verbringen, selbst erbaut.

Als wir später auf der Veranda der Hütte sitzen und Melone mit Salz essen, kommen immer wieder neugierige Verwandte vorbei. Zwar sprachen weder wir ihren Dialekt, noch sie Englisch, aber ich finde manchmal ist es nicht allzu wichtig die selbe Sprache zu sprechen – die Kommunikation mit Händen und Füßen klappt wunderbar. Manchmal sagen Gesten sogar fast mehr als Worte. Diese Erfahrung konnten wir auf unserer Reise mehr als einmal bestätigt sehen.

Ein etwa neun-jähriger Junge, mit dem in der Nacht in einer Hütte wohnen, zückt bald sein Englischbuch und demonstriert uns sein Können. "Knee", sagt er mit strahlenden Augen und zeigt auf sein Knie. Während unseres Besuches verbringen wir noch einige Zeit damit, auf diverse Körperteile zu zeigen und ihn die englische Bedeutung abzufragen.

Abends kriechen wir unter die grünen und pinken Moskitonetze auf unsere Matten, die einfach auf den Holzplanken im Wohnzimmer ausgebreitet werden. Sie sind nicht mehr als fünf Zentimeter dick, doch trotzdem schlafe ich in dieser Nacht so gut wie lange nicht mehr. Zumindest bis ich am nächsten morgen vom schrillen Klingeln des Weckers des Jungens aufwache. Der jedoch beschließt, dass unser Besuch viel interessanter als Schule ist. Somit klingelt der Wecker ca. eine dreiviertel Stunde weiter bis schließlich die Batterien versagen.

Am nächsten Morgen sehen wir die Umgebung zum ersten Mal bei Tageslicht. Noch vor dem Frühstück bekommen wir eine kleine Tour des Dorfes, stets begleitet von einer Traube von Dorfbewohnern, die sich natürlich nicht entgehen lassen wollen, wie wir versuchen Kautschuk zu ernten. Denn das ist leichter gesagt als getan.

Das Frühstück fällt ein bisschen anders aus als wir es gewohnt sind. Es gibt Cracker mit Schokolade und Kakao. Beim Mittagessen können wir unsere neu gewonnene Fähigkeit, mit der Hand zu essen noch weiter üben. Denn, ohne die richtige Technik ist es ziemlich leicht in kürzester Zeit ein riesiges Chaos zu veranstalten.

Nach einer letzten Runde Tic-Tac-Toe mit unserem neuen kleinen Freund steigen wir schließlich ins Auto und fahren zurück Richtung Kuala Lumpur.


Märkte und Essen

Da unsere Gasteltern unter der Woche natürlich arbeiteten, erkundeten wir KL und den Alltag in der Großstadt auf eigene Faust.

Unser älterer, gesprächiger Taxifahrer, Raja, hat uns oft zu Märkten gefahren, auf denen man hauptsächlich Obst, Gemüse und andere für uns unbekannte Lebensmittel kaufen konnte. Hühner wurden vor Ort geschlachtet und Fische ausgenommen, damit sie ganz frisch verkauft werden konnten. Außerdem warben die Verkäufer lautstark mit den günstigeren Angeboten. Manchmal schreien sie die Kunden förmlich an um sie von der Konkurrenz abzuwerben. Also, malaiische Märkte sind sehr viel ungewöhnlicher und durchaus spannender, als wir erwartet hatten.

Unter einer Menschenmenge von dunkelhäutigen Asiaten fielen wir mit unseren langen, blonden Haaren sehr schnell auf. Deswegen wurden wir das Gefühl nicht los angestarrt zu werden. Besonders auf dem Chow-Kit-Market, wo sich normalerweise keine Touristen tummeln wurden manchmal heimlich Fotos von uns gemacht.

Reis, scharfe Nudeln, Fisch und Huhn sind die Lebensmittel die wir eigentlich täglich verspeist haben. Meistens sind wir in "road restaurats", also Restaurants direkt neben der Straße, essen gegangen. Dort bekommt man leckeres Essen für umgerechnet 5-6 Euro pro Person. Chinesisch, Thai, Indisch - alles was wir nicht kannten wurde probiert und jedes mal haben wir uns vollgegessen, weil es einfach so gut war. Eines Mittags hat Welyne uns zu ihrem Lieblingsinder mitgenommen und wir haben zum ersten Mal von Bananenblättern gegessen. Als wir fertig waren stand fest, dass wir ein neues Leibgericht gefunden hatten.

Und noch ein Erlebnis, das uns lange in Erinnerung bleiben wird: Wir waren auf dem Rückweg unseres Familienausflugs zum Strand, als wir an einem kleinen Durian-Stand am Autobahnrand anhielten um die sogenannte Stinkfrucht zu probieren. Durian ist eher cremeartig, extrem süß und macht ziemlich satt. Welyne, Melina und wir beide finden sie super lecker. Der Geruch hat uns wenig gestört. Ganz im Gegenteil zu Gilles und Elsa die im Auto auf uns warteten. Die Klimaanlage ausgeschaltet, Fenster hochgerollt und die Autotüren fest verriegelt. damit auch nicht ein Hauch von dem Geruch der Stinkfrucht zu den beiden ins Auto dringen konnte. Entweder man liebt Durian oder man hasst sie.


Unser Fazit

Fotos können mit der Zeit verblassen, aber die Erlebnisse und Gefühle, die wir mit unserem Abenteuer verbinden, werden für immer in unseren Gedächtnissen bleiben.